Lambertz sieht Arbeitsplätze in großer Gefahr

Lambertz sieht Arbeitsplätze in großer Gefahr

Ein Schild mit der Aufschrift „Lambertz“. Foto: Johannes Neudecker/dpa/Archivbild

Aachen (dpa/lnw) - Dem Gebäckhersteller Lambertz („Aachener Printen“, „Dresdner Christstollen“) machen die gestiegenen Gaspreise schwer zu schaffen. „Auch für uns sind die exorbitanten Preiserhöhungen im Sektor Energie von existenzieller Bedeutung“, erklärte Firmeninhaber Hermann Bühlbecker am Dienstag in Aachen.

Mit Blick auf die gesamte deutsche Süßwaren- und Gebäckbranche mit ihren rund 50.000 Beschäftigten sagte Bühlbecker, dass mehr als 60 Prozent der in Deutschland gefertigten Süßwaren in den Export gingen. „Wir laufen Gefahr, diese starke Position und damit viele Arbeitsplätze zu verlieren.“

In den nächsten Monate bestehe „das übergroße Risiko, dass die mittelständische Wirtschaft in Deutschland einen massiven Schaden erleidet“, sagte er. Das Unternehmen mit rund 4000 Beschäftigten setzt bisher vor allem auf Gas als Energieträger.

Im Gegensatz zu internationalen Großkonzernen könne die heimische Süßwarenbranche ihre Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern, sagte Bühlbecker. Lambertz und andere Firmen der Branche „sitzen hier fest und sind den Gegebenheiten komplett ausgeliefert“. Die Grenzen der Belastbarkeit seien „längst erreicht und eigentlich schon überschritten“.

„Viele Unternehmen in Deutschland und auch wir müssen uns fragen, ob sich ein Weiterbetrieb in der derzeitigen Extremlage und auf dem bisherigen Produktionsniveau überhaupt noch rechnet“, sagte der Alleingesellschafter. „Kein Unternehmen überlebt auf Dauer, wenn es nahe am oder im Minus produziert sowie seine Ware mit ganz schmalen Margen oder gar mit Defizit verkaufen muss.“

Sollte Lambertz nicht die benötigten Gasmengen bekommen oder sollte es einen Stromausfall (Blackout) geben, wären die Konsequenzen „katastrophal“. „Angesichts der derzeitigen Entwicklungen kann die Sicherheit und Sicherung dieser vielen Arbeitsplätze [...] ins Wanken geraten.“ Dem Handel und dem Konsumenten drohten dann leere Regale. In Richtung Berlin sagte Bühlbecker: „Ich rate dringend, dass die Bundesregierung eine Politik macht, die den Unternehmen hinreichend Gas und Strom zur Verfügung stellt.“

Lambertz hat seinen Sitz in Aachen, wo Printen und Cookies hergestellt werden. In Werken in Nürnberg und Neu-Ulm werden Lebkuchen gefertigt und in Dresden Stollen. Die Hälfte des Umsatzes macht die Firma mit Herbst- und Weihnachtsgebäck und die andere Hälfte mit Backwaren, für die es ganzjährig eine Nachfrage gibt. Sein Russland-Geschäft stellte Lambertz nach Beginn des Ukraine-Krieges ein. Im Geschäftsjahr 2020/21 kam das Unternehmen nach eigenen Angaben auf einen Umsatz von 656 Millionen Euro.

Die Perspektiven sind düster, die Gegenwart hat die Firma nach eigenem Bekunden aber noch im Griff. „Trotz der massiven Probleme konnten wir den deutschen und auch internationalen Lebensmitteleinzelhandel bisher noch ausreichend und verlässlich bedienen“, sagte Bühlbecker mit Blick auf die Auslieferungen des Herbst- und Weihnachtsgebäcks. Er fügte hinzu, dass man die „Kostenexplosionen“, die es bei Logistik, Rohstoffen, Personal und eben auch Energie gebe, „bisher nicht oder nur bedingt an den Handel“ habe weitergeben können.

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