„Mein Kind nimmt Drogen“: Unterstützung statt Stigma

Bochum/Düsseldorf (dpa/lnw) - Im 30. Jahr seines Bestehens macht ein Eltern-Bündnis aus Nordrhein-Westfalen erstmals mit einer öffentlichen Kampagne auf die Anliegen von Familien mit drogenabhängigen Kindern aufmerksam. „Wir möchten nicht mehr in der Scham-Ecke sitzen“, sagte Christiane Erbel, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Rheinisch-Westfälischen Elternkreise drogengefährdeter und abhängiger Menschen (Arwed) am Dienstag zum Start der auf mehrere Monate angelegten Aktion.

Vielmehr müsse es darum gehen, anderen betroffenen Eltern zu signalisieren, dass sie nicht alleine seien mit ihren Schuldgefühlen und Familiengeschichten. „Wir sind Eltern, die sich Mühe geben mit ihren Kindern, immer Mühe gegeben haben“, sagte Eberl. Allerdings werde die Leistung von Eltern schnell in Frage gestellt, wenn Drogen ins Spiel kämen, sagte Eberl. „Schuld ist bei Sucht und Konsum die völlig falsche Kategorie.“

Die Selbsthilfegruppen fordern zudem bessere Unterstützung durch die Politik: Die Suchthilfe drehe sich in erster Linie um den Süchtigen und nehme zu wenig das Familiensystem in den Blick. Zwar gebe es bei vielen Beratungsstellen gute Konzepte für die Angehörigenarbeit in den Schubladen, „sie kommen aber nicht zur Anwendung, weil die Finanzierung einfach nicht läuft“, kritisierte Eberl.

In der Selbsthilfeorganisation Arwed mit Sitz in Bochum sind landesweit 54 Elternkreise mit insgesamt rund 1800 Eltern organisiert. Mit Plakaten und Infoständen wollen sie in den kommenden Monaten mit dem Slogan „Mein Kind nimmt Drogen“ für Aufklärung sorgen und auf der Homepage frageltern.de für ihre Selbsthilfearbeit werben.

Auch die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) unterstützt die Kampagne: „Sucht kann jeden treffen, auch die, die heute noch kopfschüttelnd und mitleidig auf diejenigen blicken, deren Kind von der Sucht betroffen ist“, sagte Ludwig. Daher sei es der richtig Weg offen und ohne falsche Zurückhaltung mit dem Thema umzugehen.