Merkel ruft zu Zivilcourage auf

Merkel ruft zu Zivilcourage auf

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht bei einem Empfang vor der Ausstellung "Survivors". Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Essen (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bürger aufgerufen, Zivilcourage zu zeigen. Bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Porträts von Holocaust-Überlebenden sagte sie am Dienstag in Essen: „Und so ist auch jedes Porträt hier eine Mahnung an uns, für Menschlichkeit einzutreten, eine Mahnung, im Alltag eben nicht zu schweigen und wegzuschauen, wenn jemand angegriffen, gedemütigt und in seiner Würde verletzt wird.“ Die Menschenwürde zu achten und zu schützen sei die vornehmste Pflicht des Staates und „unser aller Verantwortung“. Merkel sprach in Anwesenheit des Holocaust-Überlebenden Naftali Fürst (87), der am Morgen mit einer Maschine der Luftwaffe aus Tel Aviv nach Deutschland geflogen worden war.

Es gebe leider Gründe, „uns diese Verantwortung heute wieder deutlich ins Gedächtnis zu rufen, und zwar wahrlich nicht erst seit dem Anschlag von Halle“. Rassismus und Antisemitismus seien „nicht nur ein widerwärtiger Angriff auf einzelne Bürger, sondern eben auch ein Angriff auf die grundlegenden Werte, die unsere Gesellschaft tragen und zusammenhalten“, so Merkel weiter.

Die Ausstellung zeigt 75 großformatige Porträtaufnahmen von Holocaust-Überlebenden aus Israel. Fotografiert wurden sie von dem Fotokünstler Martin Schoeller. Anlass für das Erinnerungsprojekt ist der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Träger des Projekts sind die Stiftung für Kunst und Kultur Bonn und die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die Ausstellung trägt den Titel „Survivors. Faces of Life after the Holocaust“ (Überlebende: Gesichter des Lebens nach dem Holocaust). In Essen wird sie bis Ende April gezeigt. Danach ist eine weltweite Tour geplant.