Pandemie erschwert Untersuchungen künftiger Erstklässler

Pandemie erschwert Untersuchungen künftiger Erstklässler

Zu Beginn der Einschulungsfeier stehen Erstklässler vor den Eingang zum Schulgebäude. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Dortmund (dpa/lnw) - In Pandemie-Zeiten ist vieles anders. Gesundheitsämter sind überlastet. Das erschwert die verpflichtenden Eingangsuntersuchungen für Kinder, die im Sommer 2021 eingeschult werden sollen. Es kann riskant werden. Angesichts vielerorts coronabedingt überlasteter Gesundheitsämter kommt es bei den Untersuchungen künftiger Erstklässler zu Problemen. Spürbar viele solcher Tests mussten bisher ausfallen, sagte Anne Bunte, NRW-Vorsitzende der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Mitarbeiter der Kinder- und Jugend-Gesundheitsdienste seien stattdessen für dringende akute Aufgaben im Pandemie-Bereich eingesetzt worden.

Das Bild falle dabei landesweit unterschiedlich aus, erläuterte die Expertin aus Gütersloh. Die weitere Entwicklung bei den Eingangstests für Jungen und Mädchen, die ab Sommer 2021 zur Schule gehen sollen, werde vom Verlauf der Pandemie in den nächsten Monaten abhängen.

Viele Gesundheitsämter versuchten, zunächst vorrangig die Kinder medizinisch zu untersuchen, die nach Einschätzung von Eltern und Kitas besonderen Förderbedarf haben. Ziel sei, die Zeit vor der Einschulung zu nutzen, um bei Bedarf Therapien noch vor dem ersten Schultag zu ermöglichen, sagte Bunte der Deutschen Presse-Agentur.

In der Untersuchung der Gesundheitsdienste wird nach einem festgelegten Verfahren die Entwicklung etwa bei Sprache, Satzbildung oder Feinmotorik getestet und dokumentiert. „Diese Aussagen sind total wichtig für uns“, betonte die Vorsitzende des Grundschulverbands NRW, Christiane Mika. Neben der eigenen Schuldiagnostik brauche es die ärztliche Diagnostik zum Schulstart. Die Lage sei bedauerlich. „Dass in dieser Krisenlage Termine ausgesetzt werden, können wir aber gut nachvollziehen.“

Die Anmeldeverfahren in den Grundschulen seien bereits weitgehend gelaufen in NRW. Auch hier habe man wegen der Pandemie viel improvisieren müssen. Nicht immer sei das persönliche Gespräch von Schulleitung mit Kindern und Eltern möglich gewesen, schilderte Mika. „Die Schulen haben in dieser Ausnahmesituation aber alle ihre Lösungen gefunden.“

Besonders wichtig seien die Untersuchungen bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder auch bei beantragten Rückstellungen. Grundsätzlich sei der Test für alle künftigen Erstklässler bis zur Einschulung verpflichtend, erklärte Mika.

Die Kooperation der Grundschulen mit den Kitas sei wichtig und funktioniere auch in der Krise sehr gut. Aber: „Wir machen uns etwas Sorgen um die Kinder, die keine Kita besuchen und nicht regelmäßig zu Kinderarzt gehen.“ Diese Jungen und Mädchen mit womöglich besonderem Förderbedarf früh zu identifizieren, sei ohne die Eingangsuntersuchungen extrem schwierig. Es dürfe nicht sein, dass Kinder durchs Raster fallen.

Ob abgesagte Termine allesamt nachgeholt werden können und die Eingangstest am Ende doch noch für alle mit Verspätung gelingen, ist nach Einschätzung von Bunte und Mika fraglich. Auch Anna Bauer, Mutter einer Tochter aus dem Kreis Paderborn, hatte eine kurzfristige Absage für die Untersuchung erhalten. Das Gesundheitsamt habe das mit der angespannten Situation begründet, erzählt sie. „Bei meiner Tochter läuft alles problemlos. Die Absage ist für uns daher kein Drama.“ Allerdings glaubt sie, dass manche Eltern ohne den Test verunsichert sein könnten.