Emsdetten

Wenn die zweite Welle ausbleibt

Bürgermeister glaubt weder an die Herbstkirmes noch an den Emsdettener September in diesem Jahr

Mittwoch, 20. Mai 2020 - 06:00 Uhr

von Ralf Schacke

Foto: Bernd Oberheim

Das Corona-Virus bleibt unkalkulierbar. Hatte Emsdettens Bürgermeister bislang die aufkommende Euphorie gebremst, die Pandemie sei überstanden, so zeigt sich Georg Moenikes zunehmend optimistisch, wagt im Gespräch mit der EV gar die vorsichtige Prognose, dass auch hier in Emsdetten eine zweite befürchtete Welle ausbleiben könnte.

Tests in allen Sammelunterkünften

Im selben Atemzug ärgert er sich, dass viele Menschen die Kontaktregeln ignorieren: „Als ich Montagabend mit dem Fahrrad über Hof Deitmar nach Hause gefahren bin, da saßen überall ganze Gruppen junger Leute, auf den Treppen zum Mühlenbach, im Park unter den Bäumen. Da ist es wohl besser, sich nicht gleich überall einzumischen.“

Das lässt ihn zweifeln, wogegen die Zahlen aus seiner Sicht überzeugen: „Sie sind stagnierend bis rückläufig, das sieht schon länger gut aus.“ Dabei hatte er gerade befürchtet, dass weitere Testungen schlimme Zahlen ans Tagslicht bringen könnten. Zumal in anderen Orten bei vergleichbaren Gruppen aus der fleischverarbeitenden Industrie, die auf Corona untersucht wurden, viele Betroffene aufgezeigt werden mussten. Schon am Montag deutete Moenikes an, dass unter den Mitarbeitern von Sprehe/Finefood in Emsdetten von keinen Infizierten ausgegangen werden könne: „Bislang ist unter den neuesten Tests kein einziger neuer Fall bekannt.“

Der Bürgermeister betont, dass hervorzuheben sei, wie breit der Kreis auf Corona getestet habe: „Hier wurden nicht nur einfach Mitarbeiter der fleischverarbeitenden Industrie untersucht, sondern alle Sammelunterkünfte einbezogen, egal ob die Leute in Logistik- oder Bauunternehmen beschäftigt sind.“

Ende August werden Karten neu gemischt

Die erste Hälfte der Ergebnisse liege vor, darunter seien insgesamt drei Infektionsfälle: „Allerdings nicht von Personen aus Emsdetten“, so Moenikes. Alle weiteren 500 Testergebnisse auf Kreisebene würden spätestens bis nächsten Montag vorliegen. Das könnte wegen des Feiertags in dieser Woche etwas länger dauern. Fallen auch diese Ergebnisse so gut aus wie bislang, geht Emsdettens Bürgermeister von keiner weiteren Infektionswelle aus. Er bleibt aber bei einer vorsichtigen Entwarnung und er glaubt nicht, dass mit dem Auslaufen der Frist bei den beschlossenen Einschränkungen Ende August alles wieder normal anlaufen kann. „Ganz normal kann es erst wieder werden, wenn ein Impfstoff vorliegt oder wenn ein wirksames Medikament vorliegt. Bis dahin werden wir mit dem Virus leben müssen.“

Die EV hakt nach: Also keine größeren Veranstaltungen mehr in diesem Jahr, keine Herbstkirmes, kein Stadtfest Emsdettener September oder auch keinem Winterzauber zu Weihnachten?

Mit Blick auf solche Aktivitäten hat sich auch der Bürgermeister bereits Gedanken gemacht. Auch wenn Ende August die Karten neu gemischt werden, was neue Verordnungen angeht, so geht Emsdettens Bürgermeister nicht von Veranstaltungen aus, bei denen unkontrolliert Besucher zusammenkommen: „Sie können eine Kirmes nicht eingrenzen, komplett kontrollieren. Für die Schausteller ist das bitter, sie werden in diesem Jahr kaum Einnahmen haben.“ Ähnlich sieht Moenikes die Perspektive für den Emsdettener September: „Wie soll das gehen? Wir können nicht von jedem Besucher die Personalien aufnehmen, das wird nichts.“ Anders sieht es aus Sicht des Bürgermeisters bei der Eisbahn aus: „Ein solches Angebot lässt sich steuern und kontrollieren, weil es in einem begrenzten Raum stattfindet. Da muss gerechnet werden, ob so etwas unter wirtschaftlichen Aspekten angeboten werden kann. Das müssen andere klären.“