Weitere Verschärfungen stehen an

Weitere Verschärfungen stehen an

Rheines Bürgermeister Peter Lüttmann nutzt die technischen Möglichkeiten und hat in der Corona-Krise schon einige Videos ins Netz gestellt.

Die Einschränkungen im öffentlichen Leben der Emsstadt werden noch einmal verschärft, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Bürgermeister Peter Lüttmann kündigte am Dienstagnachmittag an, den Erlass der NRW-Landesregierung direkt umsetzen zu wollen. Dazu gehören nach seiner Schilderung die sofortige Schließung von Spiel- und Bolzplätzen, die erneut reduzierten Öffnungszeiten für Restaurants (nur noch in der Zeit von 6 bis 15 Uhr) sowie die Schließung von Geschäften außerhalb des täglichen Bedarfs. Sie soll als Allgemeinverfügung der Stadt Rheine bereits ab dem heutigen Mittwoch gelten.

In Rheine sind aktuell zwölf Personen mit dem Virus Sars-Cov2 infiziert. Rund 100 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne; die meisten haben „kaum oder keine Symptome“, sagte Lüttmann zu den erwähnten Fällen. „Hinter jedem Fall steckt ein Mensch“, betonte er danach. „Und mit Blick auf diese Menschen müssen wir alles tun, um die Zahlen zu senken oder weniger stark steigen zu lassen. Das ist das Gebot der Stunde.“

Ausgangssperre vermeiden

Mit den Verschärfungen soll eine Ausgangssperre vermieden werden, zitierte Lüttmann den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, der am Mittag den weiteren Erlass der Landesregierung vorgestellt hatte. Einen solchen „Shutdown“ erleben zurzeit Frankreich und Spanien. Auch Lüttmann fragte sich noch am Montagabend, „ob ein Shutdown, also das komplette Leben einmal herunterzufahren, nicht vielleicht die bessere Variante ist“. Er wisse aber nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür sei. Die Entscheidung sei nicht ganz einfach. Laut Experten und Virologen könne es „einen falschen Zeitpunkt“ für einen Shutdown geben – entweder zu früh oder zu spät. Nach seiner Meinung „sind wir nicht mehr weit davon entfernt“.

Was die Schließung von Schuh- oder Bekleidungsgeschäften angeht, also quasi nicht-täglicher Bedarf, ist für Patrick Stürmer (Centermanager der Rheiner Emsgalerie) allerdings weiterhin unklar. „Dass diese Geschäfte nun schließen müssen, können wir aus den Informationen auf der Internetseite der Landesregierung zum Erlass vom Dienstag nicht herauslesen“, sagte er. „Da fehlt uns die Klarheit“. Seit dem Erlass vom Sonntag gebe es Auflagen zu Menschenansammlungen und für die Gastronomie, denen man nachkomme. Überdies sei man in Kontakt mit der EWG.

Laut Bundesregierung sollen Einzelhändler aus diesen Bereichen nicht geschlossen werden: Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken, Sparkassen, Poststellen, Friseure, Reinigungen, Waschsalons, Zeitungsverkauf, Bau- und Gartenbau, Tierbedarfsmärkte sowie Großhandel.

Ratssitzung soll stattfinden

Unterdessen hat die Ausbreitung des Virus weitere zahlreiche Absagen nach sich gezogen. Auch der politische Betrieb in Rheine ist nun davon betroffen. Die Fraktionsvorsitzenden der im Rat der Stadt Rheine vertretenen Parteien und Bürgermeister Lüttmann sowie die Ausschussvorsitzenden sagten die Sitzungen der Fachausschüsse zunächst bis Ostern ab. Davon betroffen war bereits am Dienstag der Kulturausschuss. In der nächsten Zeit gehören dazu: Sozialausschuss (18. März), Betriebsausschuss Kloster Bentlage (19. März), Schulausschuss (24. März), Bauausschuss (26. März) und Rechnungsprüfungsausschuss (2. April). Einzige Ausnahme hiervon ist die Ratssitzung am 31. März, die – unter Vorbehalt der weiteren Entwicklung – stattfinden soll. Der Rat soll mit deutliche verringerter Personenzahl tagen. Die ursprünglich für die genannten Fachausschüsse vorgesehenen Beratungen sollen dann im Rat stattfinden, „der die Entscheidung an sich ziehen und so die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung gewährleisten kann“, wie es in der Mitteilung der Stadt hieß.

Am Dienstagnachmittag teilte Klaus Winterkamp als Generalvikar des Bistums Münster mit, dass in den katholischen Kirchen „bis einschließlich Sonntag, 19. April, keine Gottesdienste mit Öffentlichkeit gefeiert werden“. Davon betroffen wäre Ostern als das höchste Fest der Christen. Die Praxis der letzten Tage, Gottesdienste im Internet zu übertragen, solle fortgeführt werden.

Bürgermeister Peter Lüttmann appellierte am Montagabend an die Bürger, beim Zuhausesitzen zu überlegen, ob man Onlineshopping betreibt oder auf das Ende der Krise wartet, dann „ein bisschen Geld gespart hat“ und es in dieser Stadt ausgibt. „Gastronomen und Handel würden es Ihnen danken, die Zeiten sind für sie schwer genug“, sagte er. Abschließend meinte er mit einem etwas ungewissen Blick in die Zukunft: „Irgendwann wird in unserer Stadt wieder gefeiert, getanzt und gelacht und eingekauft, da bin ich zuversichtlich. Da holen wir ein bisschen was das nach. Wann das sein wird, da bin ich im Moment ratlos.“