Deutsche Springerinnen bei WM-Premiere ohne Chance

Von Von Patrick Reichardt, Thomas Eßer und Steffen Tru
Deutsche Springerinnen bei WM-Premiere ohne Chance

Die Norwegerin Maren Lundby (M) siegte auf der Großschanze vor der Japanerin Sara Takanschi (l) und Nika Kriznar aus Slowenien. Foto: Daniel Karmann/dpa

Oberstdorf (dpa) - Endlich genauso viele WM-Springen wie die Männer: Die Norwegerin Lundby ist die erste Skisprung-Weltmeisterin von der Großschanze. Bei den Männern muss der ganz große Favorit auf Gold schon vorher coronabedingt passen. Lang ersehnte Premiere der Frauen, Corona-Ausfall des alles überstrahlenden Topfavoriten bei den Männern: Dieser Tag wird definitiv in die WM-Geschichtsbücher der Skispringer eingehen.

Während sich die Norwegerin Maren Lundby bei der ersten Austragung eines Großschanzenwettkampfs der Frauen Gold sicherte und damit auch den deutschen Hoffnungsträgerinnen Juliane Seyfarth (10.) und Katharina Althaus (12.) keine Chance ließ, muss Skisprung-Star Halvor Egner Granerud den Traum von seinem ersten WM-Einzeltitel schon vorzeitig aufgeben. Der Weltcup-Gesamtführende aus Norwegen wurde positiv auf das Coronavirus getestet.

Sein Befund und zwei weitere Corona-Fälle in Italiens Skisprung-Team drücken bei den Titelkämpfen in Oberstdorf auf die Stimmung und wirken sich erstmals auch konkret sportlich aus. „Ich bin ziemlich traurig, fühle mich aber völlig okay mit leichteren Symptomen“, wurde der 24 Jahre alte Granerud vom norwegischen Skiverband zitiert. Trainer Alexander Stöckl rätselte derweil über die Übertragung des Virus. „Wir wissen nicht, wo das herkommt. Wir haben keinen Kontakt zu anderen Personen gehabt“, sagte Stöckl im ZDF.

Granerud hatte zuvor in den sozialen Netzwerken mitgeteilt: „Im Leben gibt es Aufs und Abs. Und für mich ist diese Saison ein wahrgewordener Traum gewesen, und ich habe meine Ziele erreicht“, schrieb der im Gesamtweltcup führende Granerud in den sozialen Netzwerken. „Ich fühle mich etwas unwohl, aber es geht mir gut. Für mich zeigt das, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein.“

Er habe das Gefühl, alles dafür getan zu haben, eine Corona-Infektion zu vermeiden - und trotzdem sei eine solche Ansteckung möglich. „Das bedeutet offensichtlich, dass meine Weltmeisterschaft vorbei ist, und das ist eine Schande. Aber so ist das Leben manchmal.“ Für die beiden deutschen Skispringer Markus Eisenbichler und Karl Geiger steigen damit die Chancen auf eine Einzelmedaille am 5. März (17.00 Uhr/ZDF und Eurosport).

Der letzte Frauen-Wettbewerb dieser WM und zugleich das große Debüt auf der Großschanze blieb von Corona-Ausfällen verschont. Hinter Weltmeisterin Lundby (128 und 130,5 Meter) schafften es auch Sara Takanashi (Japan) und Nika Kriznar (Slowenien) den Sprung in die Medaillenränge. Für Deutschlands Skisprung-Team endet erstmals seit 2013 wieder eine WM ohne Medaillen in den reinen Frauenwettbewerben. Im Mixed hatten Althaus und Anna Rupprecht, die am Mittwoch Rang 15 belegte, drei Tage zuvor ihren Teil zur Goldmedaille beigetragen.

Nach dem WM-Debüt 2009, der Einführung des Mixed 2013 und des Teamspringens 2019 herrscht nun WM-Schanzengleichheit für Männer und Frauen. „Ich konnte leider keine guten Sprünge zeigen. Trotzdem war es ein guter und ein ganz wichtiger Wettkampf fürs Damen-Skispringen“, sagte Lokalmatadorin Althaus, die sich vorab immer wieder für mehr Wettkämpfe eingesetzt hatte.

Rupprecht gefiel vor allem das Niveau des Springens, bei dem es vor allem am Ende große Weiten gab. „Was die Mädels hier hinten raus machen: Großes Kino. Finde ich total toll, wie sie unseren Sport in Szene setzen“, sagte die 24-Jährige. Sie hoffe, „dass die Leute draußen sehen, dass hier echt gutes Niveau herrscht und dass sie uns nicht mehr so belächeln“.

Langlauf-Gold hatte sich am Nachmittag der Norweger Hans Christer Holund vor seinen Landsleuten Simen Hegstad Krüger und Harald Oestberg Amundsen gesichert. Jonas Dobler war als bester Deutscher nicht über Rang 23 hinausgekommen.