Fußball rückt zusammen: Signalwirkung durch Gehaltsverzicht

Fußball rückt zusammen: Signalwirkung durch Gehaltsverzicht

Borussia Mönchengladbach um Sportdirektor Max Eberl ging voran in Sachen Gehaltsverzicht. Foto: Marius Becker/dpa

Berlin (dpa) - In Zeiten der Coronavirus-Krise sollen Solidaraktionen den Zusammenhalt im Profifußball stärken. Einige Clubs sind wirtschaftlich stark betroffen. Die erste Profimannschaft, die einen Gehaltsverzicht verkündet hat, war Borussia Mönchengladbach.

Borussia Mönchengladbach hat den Anfang gemacht, zahlreiche Fußball-Bundesligisten zogen nach: Mittlerweile verzichten bei vielen Clubs Spieler, Trainer und führende Angestellte wegen der finanziellen Folgen der Coronavirus-Krise auf Teile ihres Gehalts. Ein Überblick:

FC BAYERN MÜNCHEN: Die Stars und Verantwortlichen des FC Bayern verzichten auf 20 Prozent ihrer Gehälter. „Wir Profifußballer sind eine besonders privilegierte Berufsgruppe, für die es eine Selbstverständlichkeit ist, finanzielle Abstriche zu machen, wenn Not herrscht“, sagte Kapitän Manuel Neuer den Tageszeitungen „tz“ und „Münchner Merkur“. Mit der Maßnahme sollen auch drohende Nachteile für die Mitarbeiter des deutschen Rekordmeisters vermieden werden. Der FC Bayern ist der finanzstärkste Bundesligaverein. In der vergangenen Double-Saison wiesen die Münchner für den Gesamtkonzern einen Umsatz von 750,4 Millionen Euro aus. Der Personalaufwand der FC Bayern München AG betrug 336,2 Millionen Euro.

BORUSSIA DORTMUND: Der BVB spart dank der Bereitschaft der Profis, auf Teile ihres Gehaltes zu verzichten, nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag ein. Diese Summe werde „dabei helfen, den BVB als einen der größten Arbeitgeber Dortmunds während der Corona-Krise abzusichern und zu schützen“, heißt es in der Erklärung des Tabellenzweiten. Auch „die Verantwortlichen des Clubs sowie der Trainerstab“ schlossen sich den Sparmaßnahmen an. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wertete den Verzicht „als wertvolles Zeichen der Solidarität sowohl nach außen als auch an unsere 850 Mitarbeiter“.

RB LEIPZIG: Nationalspieler Marcel Halstenberg unterstützt in der Corona-Krise eine Hilfsaktion von Kollegen - und wäre auch zu weiteren Schritten bereit. „Klar, würde ich auf mein Gehalt verzichten, um Mitarbeiter des Vereins zu unterstützen, wenn es zu so einer heftigen Krise kommt“, sagte der Verteidiger „bild.de“. Der RB-Profi sagte, er werde die Hilfsaktion von Leon Goretzka und Joshua Kimmich #WeKickCorona mit einer Spende unterstützen. Auch sein Mitspieler Lukas Klostermann unterstützt die Aktion.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH: Sportdirektor Max Eberl freut sich über die Bereitschaft der Profimannschaft, auf Gehalt zu verzichten, wenn sie damit dem Club und den Mitarbeitern helfen kann. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs“, erklärte Eberl. Er wertete diesen Schritt als klares Signal und schloss sich an: „Wir stehen zusammen für Borussia, in guten wie in schlechten Zeiten. Sie wollen etwas an Borussia zurückgeben und damit auch an all die Fans, die uns unterstützen. Der Trainerstab hat sich dem angeschlossen, genau wie unsere Direktoren und Geschäftsführer.“

FC SCHALKE 04: Insbesondere nach der schlechten Jahresbilanz 2019 mit einem Fehlbetrag von 26,1 Millionen Euro wurde das Thema freiwilliger Gehaltsverzicht schnell aktuell. Der Mannschaftsrat signalisierte, mit Kürzungen von bis zu 30 Prozent einverstanden zu sein. Auch das Trainerteam um David Wagner und der dreiköpfige Vorstand mit Alexander Jobst, Peter Peters und Jochen Schneider ist zu Einschnitten bereit. Beschlossen ist bis jetzt aber noch nichts.

BAYER LEVERKUSEN: Führung und Spieler sind laut Sport-Geschäftsführer Rudi Völler angesichts der Coronakrise zu einem Gehaltsverzicht bereit. Darüber hat Völler am Montag mit Kapitän Lars Bender gesprochen. „Wir machen uns Gedanken und die Spieler auch, das Signal hat Lars mir gegeben. Alle sind gefordert, um dem eigenen Verein zu helfen. Jeder muss seinen Beitrag leisten - und das gilt natürlich auch für die Verantwortlichen“, sagte Völler der „Bild“.

VFL WOLFSBURG: Beim VfL Wolfsburg befindet sich die sportliche Leitung zu dem Thema im Austausch mit der Mannschaft und dem Mannschaftsrat. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

SC FREIBURG: Beim SC Freiburg ist über einen Gehaltsverzicht der Profis noch keine Entscheidung getroffen worden. Dieser Punkt sei intern im Gespräch, sagte ein Sprecher des Clubs.

TSG 1899 HOFFENHEIM: Gehaltsverzicht ist laut Sportchef Alexander Rosen derzeit kein Thema, der Club sieht sich finanziell für die Krise gut aufgestellt. Spieler und Mäzen Dietmar Hopp beteiligen sich nach Vereinsangaben aber an einem Hilfsfonds der TSG.

1. FC KÖLN: Nach Einschätzung von Geschäftsführer Alexander Wehrle sind die Kölner Profis bereit, auf Teile ihres Gehaltes zu verzichten. „Jeder Verein muss da zwar seinen eigenen Weg finden, aber wir haben verantwortungsvolle Jungs bei uns, denen der Ernst der Situation bewusst ist. Sie wissen um ihre privilegierte Stellung. Ich habe unsere Spieler so kennen gelernt, dass sie im Fall der Fälle bereit wären, auch ihren Beitrag zu leisten“, sagte Wehrle. Gespräche kündigte er „zu gegebener Zeit“ an.

UNION BERLIN: Die Profis des 1. FC Union Berlin verzichten wie das Trainerteam und Mitarbeiter auf Gehalt. „Diese Bereitschaft kann man allen Beteiligten gar nicht hoch genug anrechnen“, sagte Präsident Dirk Zingler. „Wir werden die Herausforderungen der nächsten Monate als Verein meistern und am besten gelingt das, wenn wir uns in der Unionfamilie solidarisch verhalten.“ Das Team der Lizenzspielerabteilung erklärte sich dabei zu einem Gehaltsverzicht bereit. Führungskräfte und Mitarbeiter stimmten Kurzarbeitsregelungen zu, was ebenfalls verminderte Einnahmen bedeutet.

EINTRACHT FRANKFURT: Sportvorstand Fredi Bobic will sich bei dem Thema nicht treiben lassen. Die Hessen wollen erst untersuchen, wie groß der noch nicht absehbare finanzielle Schaden am Ende sein wird. „Ich glaube, dass auch bei uns jeder seinen Beitrag leisten wird“, sagte Bobic unlängst dazu. „Die Spieler selbst haben von sich aus bereits positive Signale gesendet.“

HERTHA BSC: Auch beim Berliner Club wird das Thema Gehaltsverzicht diskutiert. Es seien intern darüber Gespräche geführt worden, sagte Sport-Geschäftsführer Michael Preetz zuletzt. „Letztlich wird sicher jeder bei Hertha BSC einen Beitrag leisten, damit wir als Verein und Gemeinschaft geschlossen durch diese Krise kommen.“ Der Verein ergreift im Zuge der Coronavirus-Krise mehrere finanzielle Maßnahmen. Neben einem Reise- und Kontaktstopp gebe es auch einen „Investitions- und Ausgabestopp“, berichtete Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller. Es wurden Betriebsferien bis einschließlich 3. April angeordnet.

FC AUGSBURG: Konkrete Entscheidungen gibt es bei dem Thema noch nicht. Manager Stefan Reuter hatte aber erklärt, dass ein Verzicht „kein No-Go“ sein dürfe. Alle Beteiligten wollten schließlich, dass es mit dem deutschen Fußball nach Corona weitergehe. „Da wird auch jeder seinen Beitrag dazu leisten, wenn die genauen Zahlen auf dem Tisch liegen“, sagte Reuter zuletzt.

FSV MAINZ 05: Von der sportlichen Führung über die Profis bis zu den Trainern und Betreuern werden alle im Verein auf Teile ihres Gehalts verzichten. Es gebe eine „unglaublich hohe Solidarität“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder. „Als wir im Mannschaftsrat darüber gesprochen haben, war es kein Thema, nicht auf Gehalt zu verzichten. Das war ein richtig schönes Zeichen.“ Selbst nicht zu den Großverdienern zählende Angestellte wie der Zeugwart beteiligen sich an den Sparmaßnahmen.

FORTUNA DÜSSELDORF: Der Bundesliga-Drittletzte will den finanziellen Folgen der Corona-Krise mit einem Maßnahmenpaket begegnen. Daran sollen sich auch die Profis beteiligen. Ein Mittel sei „natürlich auch, dass wir auf die Lizenzspieler zugehen und über Prämien und Gehälter sprechen - mit einem klaren Konzept und Ideen, die angemessen sind und die Spieler nicht überfordern werden“, sagte Vorstandschef Thomas Röttgermann der „Bild“. Medienberichten zufolge soll der Verzicht bei 20 Prozent liegen.

WERDER BREMEN: Die Profis und Verantwortlichen von Werder haben dem Verein einen freiwilligen Gehaltsverzicht angeboten. „Der Mannschaftsrat ist auf uns zugekommen, proaktiv“, hatte Sport-Geschäftsführer Frank Baumann am Montagabend gesagt. „Wir haben Spieler, die sich mit Werder, den Mitarbeitern und den Fans absolut identifizieren - gerade in schwierigen Zeiten. Deswegen kann jeder davon ausgehen, dass Spieler, Trainerteam und Geschäftsführung mit gutem Beispiel vorangehen und den Verein und vor allem die Mitarbeiter unterstützen.“

SC PADERBORN: Konkrete Maßnahmen in puncto Gehaltsverzicht gibt es noch nicht, es wird aber darüber beraten. „Natürlich ist das bei uns auch ein Thema“, sagte Verteidiger Luca Kilian, der mit dem Coronavirus infiziert war. „Unser Mannschaftsrat ist da gerade in Gesprächen mit der sportlichen Leitung. Ich denke, das sollte kein Problem sein.“