Hörmann zieht Zwischenbilanz zur Leistungssportreform

Hörmann zieht Zwischenbilanz zur Leistungssportreform

DOSB-Präsident Alfons Hörmann wird beim Karlsruher Sportgespräch zur Leistungssportreform Stellung beziehen. Foto: Guido Kirchner

Karlsruhe (dpa) - Die Leistungssportreform beschäftigt die deutschen Sportverbände, vor allem in der Verwaltung mit der Potenzialanalyse PotAS. Vielleicht hätten alle Beteiligten den Aufwand unterschätzt, sagt Turn-Präsident Alfons Hölzl.

Vor der Zwischenbilanz von DOSB-Boss Alfons Hörmann zur Leistungssportreform haben sich drei große Sportverbände unterschiedlich über ihre Erfahrungen geäußert.

Alfons Hölzl sieht als Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) den Prozess insgesamt positiv: „Es gab bei uns einen Mittelaufwuchs für den Leistungssport - das ist keine Selbstverständlichkeit. Und schließlich werden jetzt erstmals auch Athleten direkt gefördert.“

Problematisch, so Hölzl weiter, sei die Konzentration der Athleten in einigen wenigen Stützpunkten. „Wir können nicht von einer Zwölfjährigen verlangen, dass sie 800 Kilometer von zu Hause entfernt wohnt und trainiert. Die geplante Schließung von Stützpunkten ab 2020 ist eine große Herausforderung“, erklärte der Funktionär.

Hörmann will als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes heute (14.30 Uhr) in Karlsruhe eine Zwischenbilanz ziehen. Ziel der 2016 beschlossenen Reform sei es, die Athletinnen und Athleten noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken, einheitliche Qualitätsstandards an allen Olympiastützpunkten umzusetzen und eine klare Fördersystematik aufzuzeigen.

„Der Umsetzungsstand der Reform muss sehr differenziert bewertet und betrachtet werden. Was den DSV unmittelbar in seinen Auswirkungen betrifft: Die Prozesse zu den Kader- und Stützpunktstrukturen sind miteinander umgesetzt“, sagte Thomas Kurschilgen, Direktor Leistungssport des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), am Rande der WM in Südkorea. Es bedürfe bei der Nachwuchsförderung und in den Personalstrukturen weiterer Anstrengungen. Das gelte auch für die Klärung des Rollenverständnisses zwischen dem Bundesministerium des Inneren (BMI) und DOSB.

Vor allem die geforderte Potenzialanalyse (PotAS) fordere den Turner-Bund, so Hölzl, „gewaltig“. Es sei ein großer Verwaltungsaufwand. Es gebe dabei zeitliche Verzögerungen, „aber vielleicht haben alle Beteiligten die Größe der Aufgabe unterschätzt.“

Zurückhaltend äußerte sich Idriss Gonschinska als Leitender Direktor Sport beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zur Reform. „Wir sind mitten in der Entwicklung der Reform und sitzen gerade an der Eingabe der PotAs-Daten. Wenn die analysiert sind und wir die Zuwendungsbescheide haben, kann man die Reform besser beurteilen“, sagte er.