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Israel unter Raketenbeschuss

Samstag, 6. August 2022 - 14:21 Uhr

von dpa

Palästinenser stehen nach einem israelischen Luftangriff in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes. Foto: Mohammed Talatene/dpa

Tel Aviv (dpa) - Die Gewalt in Nahost ist erneut eskaliert. Nach der gezielten Tötung eines militanten Palästinenserführers und mehreren israelischen Luftangriffen im Gazastreifen hagelt es Raketen auf Israel. In mehreren Städten im Süden waren Warnsirenen zu hören. Berichten aus Gaza zufolge soll es erste Vermittlungsversuche von Ägypten, den Vereinten Nationen und Katar geben.

Rund 190 Raketen seien seit Freitag von militanten Palästinensern auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär am Samstag mit. Sie gingen demnach auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Rund 36 Raketen seien noch innerhalb des Gazastreifens zu Boden gegangen. Mehrere Städte, darunter auch die Küstenstadt Tel Aviv, öffneten aus Sorge vor weiteren Attacken öffentliche Luftschutzräume.

Bei dem Einsatz starben nach palästinensischen Angaben seit Freitag mindestens 12 Menschen, darunter neben Al-Dschabari ein fünfjähriges Kind und weitere PIJ-Mitglieder. 84 Menschen seien verletzt worden. Auch die israelischen Angriffe gingen am Samstag weiter.

Das israelische Militär teilte mit, neben Militärposten seien zwei Waffenproduktionsstätten sowie sechs Raketenabschussanlagen angegriffen worden. Zudem sei es im Westjordanland in der Nacht zu 20 Festnahmen gekommen, davon standen den Angaben nach 19 in Verbindung mit dem Islamischen Dschihad.

„Die Kämpfer des Islamischen Dschihad sind bereit, den Krieg fortzusetzen“, teilte die militante Organisation Medienberichten zufolge am Samstag mit. Allein 60 Raketen seien seit Samstagmorgen auf Israel abgefeuert worden. Sie zielten demnach auch auf den internationalen Flughafen Ben-Gurion im Zentrum Israels.

Israels Armee stellt sich derweil auf einen längeren Einsatz ein. „Das Militär ist auf eine einwöchige operative Tätigkeit vorbereitet, entsprechend der Anweisung der politischen Ebene und des Generalstabschefs“, teilte das Militär mit. Ministerpräsident Jair Lapid sagte am Freitag: „Israel ist nicht an einer breiten Operation im Gazastreifen interessiert, hat aber auch keine Angst vor ihr“. Am Samstagabend wurde eine Sitzung des Sicherheitskabinett einberufen.

Der Eskalation voran gegangen war die Festnahme eines Anführers des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft. Berichten zufolge soll es konkrete Pläne eines Angriffs auf israelische Zivilisten gegeben haben.

Israels Streitkräfte hatten sich bereits im vergangenen Jahr einen elftägigen Konflikt mit militanten Palästinensern im Gazastreifen geliefert. Nach palästinensischen Angaben starben damals 255 Menschen, in Israel kamen nach israelischen Behördenangaben 13 Menschen ums Leben. Mehr als 4000 Raketen wurde nach israelischen Angaben auf Israel aus dem Gazastreifen abgefeuert. Ägypten vermittelte schließlich eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas.

© dpa-infocom, dpa:220806-99-293174/6