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Nervenpoker um Kanzlerkandidatur der Union

Parteien

Mittwoch, 14. April 2021 - 18:01 Uhr

von dpa

Markus Söder oder Armin Laschet? Die Entscheidung zur Kanzlerkandidatur soll in den nächsten Tagen fallen. Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin (dpa) - Nach dem tagelangen Feuerwerk von Armin Laschet und Markus Söder ist am Mittwoch erst einmal Pause. Der Konflikt um die Kanzlerkandidatur von CDU und CSU schwelt vor sich hin. Ausgang ungewiss. Der Nervenpoker um die Kanzlerkandidatur der Union zwischen den Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, hält an.

Nach den Auftritten der Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern am Vortag in der Unionsfraktion im Bundestag gab es am Mittwoch öffentlich keine Bewegung in ihrem Machtkampf. Beide hatten angekündigt, dass noch in dieser Woche eine Entscheidung fallen soll.

CSU-Chef Söder bezeichnete den Ausgang des Machtkampfs am Mittwoch in einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion in München als „völlig offen“. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur übereinstimmend von mehreren Teilnehmern. Es werde ein gutes Ergebnis geben, sagte Söder demnach. Man müsse den Menschen am Ende erklären können, warum so oder so entschieden worden sei. Bei so einer wichtigen Frage dürfe man sich auch ein paar Tage Zeit nehmen. Söder fügte hinzu, keiner dürfe beschädigt werden. Seinen Kontrahenten Laschet nannte er einen hoch veritablen Ministerpräsidenten, den er sehr schätze.

Eine Mehrheit der Bundesbürger sieht die Bewerbung Söders um die Kanzlerkandidatur der Union positiv. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch) nannten es 58 Prozent der Befragten richtig, dass er seine Bereitschaft dazu erklärt habe. 30 Prozent gaben an, dass sie Söders Griff nach dem Spitzenposten der Union für die Bundestagswahl am 26. September für falsch halten. 12 Prozent zeigten sich unentschieden. Besonders groß ist die Rückendeckung für Söder den Angaben zufolge im Unionslager, wo 86 Prozent seinen Schritt begrüßten.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Silvia Breher plädierte am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“ für eine Entscheidung noch in dieser Woche. „Das muss das Ziel sein“, sagte sie. „In der jetzigen Zeit, wo sich wirklich jeder eigentlich eher um andere Dinge Sorgen macht, darf sich das nicht lange hinziehen.“

Der frühere CSU-Chef und heutige Bundesinnenminister Horst Seehofer zeigte eine gewisse Ratlosigkeit. Er warb in der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag) für einen schnellen Konsens der beiden Kontrahenten. Diesen halte er noch für möglich - er wisse aber nicht, „wie sie das bewerkstelligen könnten“. Seehofer erklärte: „Ich leide unter dieser sehr schwierigen Situation für CDU und CSU.“

Laschet und Söder waren am Dienstag in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aufgetreten und hatten sich vor den Abgeordneten einen offenen Schlagabtausch geliefert. Es gab eine lange Aussprache mit Dutzenden Wortmeldungen, wobei Söder nach Angaben von Teilnehmern mehr Fürsprecher fand als Laschet.

CSU-Generalsekretär Markus Blume sprach später von einer sehr guten, offenen, ehrlichen Aussprache. Söder sei derjenige, „der da draußen unheimlich stark und gut ankommt“, sagte er in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“. Wichtig sei, was die Unionsparteien in der Breite dächten. „Wir wollen eine Bewegung erzeugen. Und wir wollen den Besten aufstellen“, sagte Blume. „Da sind die zwei, drei Tage gut investiert.“

Am Mittwoch erhielt Laschet erneut Rückendeckung von seinem einstigen Konkurrenten um den Parteivorsitz, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz. „Ich habe im Januar Armin Laschet meine Unterstützung zugesagt. Und ich bin da vielleicht etwas altmodisch - aber wenn ich so etwas zusage, dann stehe ich dazu und ich stehe auch in kritischen Tagen dazu, wenn der Wind mal von vorne kommt“, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Auch Merz mahnte eine schnelle Entscheidung an. Denn: „Wir stehen mitten in einer wirklich tiefen Krise der Pandemie. Wir werden im Herbst und im Frühjahr nächsten Jahres sehen, welche Spätfolgen es auch in der Wirtschaft in Deutschland hat.“