Pentagon sichtet chinesischen Spionageballon über den USA

Pentagon sichtet chinesischen Spionageballon über den USA

Ein chinesischer Spionageballon schwebt über Billings im US-Bundesstaat Montana. Foto: Larry Mayer/The Billings Gazette/AP/dpa

Washington (dpa) - Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit. Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten, hieß es.

Man habe erwogen, ihn abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer. Nach der Entdeckung des Ballons habe die Regierung umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Preisgabe von sensiblen Informationen zu verhindern, sagte Pentagonsprecher Pat Ryder.

Chinas Regierung geht nach eigenen Angaben den Berichten nach und mahnt vor voreiligen Spekulationen. „Wir sammeln und überprüfen die Fakten“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning vor der Presse in Peking. „Wir hoffen, dass beide Seiten die Sache mit einem kühlen Kopf behandeln.“ Es sei nicht hilfreich, zu spekulieren oder die Angelegenheit aufzubauschen, bevor klar werde, was passiert sei.

Auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe im Norden Montanas lagern nach Angaben des „Wall Street Journal“ 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III. Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten. Die Spionagesysteme des Ballons lieferten dennoch einen „begrenzten Mehrwert“ im Vergleich zu Informationen, die China mit erdnahen Satelliten sammeln könne.

Man sei sich sicher, dass der Ballon aus China stamme, hieß es aus dem Pentagon. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben. Der Unterschied sei diesmal, dass sich der Ballon länger als sonst über den USA aufhalte. Der Ballon stelle keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar, sagte Ryder. Auch für Flugzeuge sei der Ballon aufgrund seiner großen Flughöhe ungefährlich, hieß es. Die USA stünden mit China bezüglich des Vorfalls in Kontakt.

Die USA sollen sich nach dem Willen Chinas aus dem Konflikt um Taiwan heraushalten. In einer Reaktion auf Warnungen von CIA-Direktor William Burns, die Entschlossenheit von Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einem Militäreinsatz nicht zu unterschätzen, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning, Taiwan sei allein eine „innere Angelegenheit Chinas“. Es könne auch nicht mit dem Konflikt um die Ukraine verglichen werden.

Der CIA-Direktor hatte nach US-Medienberichten auch gesagt, die USA wüssten, dass Xi Jinping sein Militär angewiesen habe, bis 2027 für eine Invasion der demokratischen Inselrepublik bereit zu sein. Dass heiße nicht, dass er sich zu einer Eroberung in dem Jahr entschieden habe, aber erinnere daran, wie ernst er es damit meine, sagte Burns demnach. Chinas Präsident ziehe auch Lehren aus dem Ukraine-Krieg.

Chinas Außenamtssprecherin warf der Regierung in Taipeh vor, für die Spannungen verantwortlich zu sein. Auch benutzten einige Leute in den USA die Taiwanfrage, um China einzudämmen. Die USA sollten ihre Zusagen erfüllen, eine Unabhängigkeit Taiwans nicht zu unterstützen.

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