Razzien in vier Ländern wegen rechtsextremer Drohschreiben

Razzien in vier Ländern wegen rechtsextremer Drohschreiben

Betroffen von den Drohschreiben waren den Angaben nach auch Ankerzentren in Bayern. Foto: Stefan Puchner/dpa

München (dpa) - Sie drohten per E-Mail mit Sprengstoffanschlägen. Gegen Moscheen, Flüchtlingsunterkünfte und andere Einrichtungen. Jetzt schlugen die Ermittler im Morgengrauen gegen sieben rechtsextreme Beschuldigte zu.

Nach islamfeindlichen Drohschreiben gegen Moscheen, Ankerzentren, Parteizentralen und Medien haben Ermittler bei einer konzertierten Aktion in vier Bundesländern mehrere Gebäude durchsucht.

Der Einsatz richtete sich gegen sieben Beschuldigte aus dem rechtsextremen Milieu in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Sie sollen auch Sprengstoffanschläge angedroht haben.

Sechs der Personen seien vorläufig festgenommen worden, gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen seien sie wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der siebte Verdächtige sei zunächst nicht angetroffen worden.

Die insgesamt 23 Schreiben waren den Ermittlern zufolge vom 8. bis 23. Juli bundesweit per E-Mail versandt worden. Unterzeichnet waren sie mit „Volksfront“, „Combat 18“ oder „Blood and Honour (trotz Verbot sind wir nicht tot“ - alles rechtsextreme Organisationen.

Am Einsatz beteiligt waren insgesamt rund 120 Beamte, wie die für die Aktion federführenden Behörden in Bayern mitteilten. Die Ermittler wurden von Spezialeinsatzkräften (SEK) und örtlicher Polizei unterstützt.

Sichergestellt wurden Datenträger wie Computer, Smartphones und Festplatten - „alles, was mit dem Versand von E-Mails zu tun hat“, sagte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes. „Sämtliche Beschuldigte stehen schon länger im Fokus polizeilicher Ermittlungen.“

Die Drohschreiben gingen an Ankerzentren für Flüchtlinge, islamische Zentren, Moscheen, Parteizentralen und Presse- und Medienagenturen. „Derartige Drohmails wollen Menschen in Angst und Schrecken versetzen und den gesellschaftlichen Frieden stören“, sagte Herrmann. „Dagegen gehen wir mit aller Macht des Rechtsstaats vor.“

In Bayern gab es drei Durchsuchungen, in Baden-Württemberg fanden die Aktionen in zwei Objekten statt, in Sachsen-Anhalt und Thüringen gab es jeweils eine Durchsuchung.

Nähere Angaben zu den durchsuchten Objekten machten die Behörden nicht. Im Laufe des Vormittages waren die Aktionen beendet.

Das Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ (Blut und Ehre) ist verboten. Die gewaltbereite rechtsextreme Organisation „Combat 18“ gilt als bewaffneter Arm von „Blood and Honour“ und ist in mehreren europäischen Ländern aktiv.

„Combat“ steht im Englischen für Kampf. „18“ gilt als Szenecode für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, also A und H - die Initialen von Adolf Hitler. Die „Volksfront“ ist eine ursprünglich aus den USA stammende rechtsextreme Organisation. Offiziell hatte sie sich 2012 aufgelöst.

Geleitet wurde die bundesweite Aktion von der Münchner Generalstaatsanwaltschaft, dem Landeskriminalamt in Bayern und der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET).