Trotzige Bayern suchen den „Killerinstinkt“

Trotzige Bayern suchen den „Killerinstinkt“

Münchens Niklas Süle (r) und Julian Draxler von Paris Saint-Germain kämpfen um den Ball. Foto: Sven Hoppe/dpa

München (dpa) - Der FC Bayern gibt die Titelverteidigung in der Champions League nicht auf. Nach einem ärgerlichen 2:3 gegen den letztjährigen Finalgegner Paris Saint-Germain bemühen die Münchner den Blick nach vorne. Nach der bitteren Niederlage auf dem angestrebten Weg zur Titelverteidigung richtete Champions-League-Sieger FC Bayern den Blick sofort nach vorne.

„Wir haben noch ein Spiel in Paris und wir werden alles bündeln, um es in ein positives Ergebnis zu wenden. Wir wollen ins Halbfinale, daran ändert auch dieses Ergebnis nichts“, erklärte der entschlossene Bayern-Trainer Hansi Flick nach einem schmerzhaften 2:3 (1:2) gegen Paris Saint-Germain. Für Flick war es die erste Niederlage in der Champions League - und das gegen den vor mehr als sieben Monaten noch mit 1:0 im Endspiel bezwungenen Gegner.

Zwei Tore von Kylian Mbappé und eines von Kapitän Marquinhos ließen das gnadenlose PSG-Ensemble mit Vorlagengeber Neymar jubeln, dagegen fehlte den Münchnern ohne ihren verletzten Weltfußballer Robert Lewandowski diese Effizienz. „Wenn wir den Killerinstinkt an den Tag legen, den wir oft sonst zeigen, sähe alles anders aus“, haderte Thomas Müller, der wie Lewandowski-Ersatz Eric Maxim Choupo-Moting nach 0:2-Rückstand für die Bayern auf dem Weg zum 2:2-Zwischenstand traf. „Wir haben uns das Ei selbst ins Nest gelegt. Jetzt müssen wir dem Rückstand hinterherlaufen.“

Das mussten die Bayern schon am Mittwoch im Schneetreiben in der Münchner Arena. Mit beeindruckender Mentalität und haufenweise Chancen kämpften sich Müller & Co. nach einem 0:2-Rückstand nach nicht einmal einer halben Stunde aber zurück. „Die Mannschaft fightet 90 Minuten auf dem Platz, gibt nicht auf“, lobte Flick und konnte auf 31 Torabschlüsse seines Teams verweisen. PSG hatte deren nur sechs.

„Vor allem die Effizienz hat den Ausschlag gegeben“, sagte Weltmeister Mbappé, bei dessen 1:0 der im Finale von Lissabon herausragende Manuel Neuer im Bayern-Tor unglücklich aussah. „Aber noch ist nichts gewonnen, es gibt noch das Rückspiel“, sagte der schon im Achtelfinale gegen Barcelona treffsichere Mbappé.

Auf das Rückspiel hoffen auch die Bayern, obwohl am Dienstag in Paris bei der Kür des Halbfinalgegners für Manchester City oder Borussia Dortmund gleich vier Leistungsträger fehlen könnten. Nachdem Flick im Hinspiel außer auf den am Knie verletzten Lewandowski auch auf Serge Gnabry nach einem positiven Corona-Test verzichten musste, plagen sich nun die schon in der ersten Spielhälfte ausgewechselten Leon Goretzka und Niklas Süle mit muskulären Problemen herum.

„Ich weiß nicht, wie es nächste Woche ausschaut“, sagte Flick. Mit einer überraschenden Blitz-Rückkehr von Lewandowski rechnet der 56-Jährige zudem ebenso wenig wie der Super-Torjäger selbst. „Nein, das ist immer noch zu früh“, sagte Lewandowski.

Ausgeschlossen ist nach Vereins-Votum, dass der für Süle eingewechselte Jérôme Boateng nach zehn Jahren beim FC Bayern seinen auslaufenden Vertrag doch noch verlängert. Sportvorstand Hasan Salihamidzic verkündete diese „gemeinsame Entscheidung der Vereinsführung“ schon vor dem mitreißenden Viertelfinal-Hinspiel. Flick ließ bei der Frage, ob ihn eine solche Bekanntgabe kurz vor einem wichtigen Spiel störe, Interpretationsspielraum.

„Ich muss hier professionell Fragen beantworten. Alles muss ich jetzt auch nicht beantworten, weil ich es auch nicht möchte“, sagte Flick. „Ich muss da ein bisschen Schauspielern auch. Gehört auch dazu zum Trainerjob.“ Die Spekulationen um seine Zukunft im Verein, wo der Löw-Nachfolge-Kandidat Flick einen Vertrag bis 2023 hat, werden dadurch nicht weniger.