Politik Inland

Wieler: „Es ist fünf nach zwölf“

Gesundheit

Freitag, 12. November 2021 - 12:00 Uhr

von dpa

Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch Institut (RKI), äußert sich in einer Pressekonferenz u.a. zu Auffrischungs-Impfungen gegen Corona, in der Bundespressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin (dpa) - Die Inzidenzwerte steigen täglich auf ein neues Allzeithoch. RKI-Präsident Wieler dringt auf mehr Kontaktbeschränkungen. Auch Gesundheitsminister Spahn fordert rasches Gegensteuern. Wegen der drastischen Ausbreitung des Coronavirus hat der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die Menschen in Deutschland eindringlich zur Beschränkung ihrer Kontakte aufgerufen. 

„Es ist fünf nach zwölf“, sagte Wieler am Freitag in Berlin. In etlichen Landkreisen gebe es so viele Neuinfektionen, dass die Kliniken und besonders die Intensivstationen an der Kapazitätsgrenze seien. Dies werde ohne zusätzliche Maßnahmen überall in Deutschland eintreten. „Die vierte Welle trifft uns jetzt mit voller Wucht.“ 

Wieler erläuterte, dass zum Beispiel von den mehr als 50.000 neu infizierten Menschen, die am Vortag gemeldet worden waren, im Laufe der Zeit etwa 3000 im Krankenhaus behandelt werden müssten und 200 versterben würden. „Das ist die Bilanz von einem Tag mit 50.000 Fällen.“ Absehbar sei dabei, dass die Ansteckungszahlen weiter ansteigen.

Spahn will rasches Gegensteuern

Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dringt ebenfalls auf rasches Gegensteuern. „Wir müssen alles tun, um diese Dynamik zu brechen“, sagte der CDU-Politiker. „Sonst wird es für das ganze Land ein bitterer Dezember.“ Konkret sprach sich Spahn dafür aus, für öffentliche Veranstaltungen das Prinzip „2G plus“ einzuführen - also Zugang nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich aber noch einen aktuellen Test vorweisen müssen.

Spahn kündigte zusätzliche Anreize an, um das Tempo der Impfungen zu beschleunigen. Mit einer geplanten Verordnung sollen Ärzte statt der bisherigen 20 Euro ab Dienstag 28 Euro als Vergütung erhalten, zudem soll es einen Wochenendzuschlag von 8 Euro geben. Der Minister verwies darauf, dass Impfungen wieder anziehen. In dieser Woche seien mehr als 4,3 Millionen Dosen bestellt worden, was eine Vervierfachung verglichen mit den vergangenen Wochen sei. Neben den Praxen gebe es wieder mehr als 170 Impfstellen und rund 600 mobile Teams.

Appell an die Vernunft

Wieler appellierte an die Menschen in Deutschland: „Reduzieren Sie Ihre Kontakte.“ Auch bei Zutritt nur für Geimpfte und Genesene (2G) solle man Maske tragen. Bei Verdacht auf Erkältung solle man einen PCR-Test machen. Allerdings reiche 2G in besonders belasteten Regionen nicht mehr aus.

So müsse bei Großveranstaltungen die Personenzahl reduziert oder ein Verbot erwogen werden. „Wir wissen, dass insbesondere in Innenräumen sogenannte Superspreader-Events stattfinden.“ Man solle auch in Erwägung ziehen, in besonders belasteten Regionen Bars oder Clubs zu schließen. Auch vor privaten Zusammenkünften sollten sich die Menschen zudem testen lassen.