Betrüger passen sich der Pandemie an

Betrüger passen sich der Pandemie an

Vorsicht ist geboten, wenn Unbekannte bei älteren Menschen anrufen. Sie wollen an deren Geld.

Falsche Polizisten, Enkel in Not – die Maschen von Betrügern am Telefon sind variantenreich und haben alle nur ein Ziel: Sie wollen ihren Opfern Geld aus der Tasche ziehen. Aktuell nutzen sie dafür auch die Situation rund um die Corona-Pandemie aus. Wir haben bei Andreas Ewering von der Kriminalprävention und bei Thomas Brünen aus der Direktion Kriminalität der Polizei nachgefragt, was es für Maschen gibt – und was man tun kann.

„Eines ist allen Varianten gleich“, sagt Andreas Ewering. „Die Betrüger wollen an das Geld ihrer Opfer.“ Die Ur-Variante sei der sogenannte Enkeltrick, bei dem sich Betrüger über das Telefon, meist gegenüber älteren und/oder hilflosen Personen, als deren nahe Verwandte ausgeben, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder Wertgegenstände zu gelangen.

Betrüger als Ärzte

Seitdem taucht der Grundsatz dieser Masche in Variationen immer wieder auf. „Jetzt in Coronazeiten ist es oft ein vermeintlicher Arzt, der anruft und sagt, dass ein Enkel oder ein anderer Verwandter im Krankenhaus liegt und ein teures Medikament benötigt“, sagt Thomas Brünen. Die Beträge lägen dann im vier- oder fünfstelligen Bereich. „Im Vergleich zum falschen Polizeibeamten ist das aber noch überschaubar.“ Der falsche Polizeibeamte ist aktuell eine besonders häufig gewählte Masche von Trickbetrügern. „Das funktioniert leider Gottes immer noch am besten. Die Masche klappt noch viel zu gut.“

Andere Variationen des Enkeltricks spielten oft mit dem Schockmoment des Opfers, weiß Andreas Ewering. Ein Unfall im Ausland, verlorene Papiere, eine zu stellende Kaution, weil nach einer Festnahme Haft drohe. Eine „harmlosere“ Variante sei der durch einen Verwandten geplante Kauf einer Wohnung, für den Geld benötigt würde. Brünen sagt, er habe jüngst noch eine Anzeige gehabt, dass sich jemand als Mitarbeiter der Rentenversicherung gemeldet und gesagt hatte, dass noch Zahlungen offen seien und bei Nichtüberweisung die Rente gekürzt würde. Zum Glück sei es aber beim Versuch geblieben. „Das ist eher eine neue Masche.“ Was es ebenfalls gibt: Gewinnspiele, wo Angerufene aufgefordert werden für ihren Gewinn zum Beispiel Amazon-Gutscheine zu kaufen und diese Codes durchzugeben.

„Love-Scamming“ als moderner Heiratsschwindel

Festzustellen sei, dass die Callcenter der Täter häufig Regionen abtelefonierten. „Es kann sein, dass heute Rheine dran ist und morgen Ibbenbüren“, so Brünen. „Wenn wir mehrere Anzeigen kriegen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus einem Ort kommen, sehr hoch.“ Das habe es auch in Ibbenbüren schon gegeben. Insgesamt seien die Zahlen im Vergleich zum vergangenen Jahr betrachtet aber eher rückläufig, so Brünen. Für die Polizei gehe es darum, „vor die Lage zu kommen“, wie Brünen sagt, also vor der Geldübergabe da zu sein. „Und das haben wir auch schon ein paar Mal geschafft.“

Während des ersten Lockdowns und überhaupt während der Pandemie habe ein anderes Betrugsfeld extrem zugenommen, das sogenannte „Love-Scamming“. „Der moderne Heiratsschwindler“, sagt Brünen. Auf diversen Plattformen im Internet würden meist Frauen Männer kennenlernen, die dann irgendwann eine Notsituation vorspielen. Zum Beispiel, dass sie zu Besuch kommen wollen, aber am Flughafen festgehalten werden. „Und dann wird schnell ganz viel Geld überwiesen“, so Brünen. „Das geht überall hin.“ Während des ersten Lockdowns habe man da mehr als 20 Vollendungen gehabt. „Teilweise auch mit hohen Schäden“, so Brünen. So habe laut Polizeimeldung eine Frau aus Lengerich über mehrere Wochen mehrere vier- und fünfstellige Eurobeträge für angebliche Transportkosten, Steuern, den Zoll und die Verhinderung einer Haft an verschiedene Adressaten überwiesen. Stets begleitet von der Hoffnung, ihre Internet-Liebe käme zu ihr.

In Corona-Zeiten ist noch ein anderer Betrugsversuch aufgetaucht, nämlich falsche Mitarbeiter von Gesundheitsämtern, die an der Tür Coronatests machen wollen. Allerdings hätten sich Betrüger mit dieser Masche noch nicht in den Kreis Steinfurt gewagt. Aktuell seien da keine Fälle bekannt, so Pressesprecherin Heike Piepel.