Bundesliga

Arp in der Krise - Trainer rüffelt: „Besser trainieren“

Dienstag, 19. März 2019 - 11:51 Uhr

von Von Thomas Prüfer und Franko Koitzsch, dpa

HSV-Spieler Fiete Arp lässt den Kopf hängen: Bei seinem Kurzeinsatz gegen Darmstadt ist er fablos geblieben. Foto: Axel Heimken

Hamburg (dpa) - Fiete Arp gilt als das Talent beim HSV. Doch die Belastung mit Abi-Stress, Abstiegskampf und (zu) hohen Erwartungen haben dem 19-Jährigen zu schaffen gemacht. Im Moment steckt er tief im Tief.

Was ist bloß los mit Fiete Arp? Der schon als Fußball-Wunderknabe, Jahrhundert-Talent und Nach-Nachfolger von Vereins-Toptorjäger Uwe Seeler gefeierte Jungstar ist beim Hamburger SV in der Versenkung verschwunden.

Kein einziges Tor steht für den 19-Jährigen, der schon einen Vertrag beim FC Bayern hat, in dieser Zweitliga-Saison zu Buche. Mehr noch: Der letzte Punktspieltreffer gelang dem Mittelstürmer am 4. November 2017 - vor 16,5 Monaten. Da war er noch 17.

Zuletzt knöpfte sich sogar der als Talente-Förderer bekannte HSV-Trainer Hannes Wolf seinen Jungstar vor. „Einfach wieder besser trainieren“, forderte der 37 Jahre alte Fußball-Lehrer. Was war passiert? Die bei der 2:3-Heimpleite gegen Darmstadt 98 am Samstag gar nicht oder wie Arp nur kurz zum Zuge gekommenen Edelreservisten hatten am Tag danach ein clubinternes Testspiel gegen die U21 mit 0:1 verloren. Arp hatte wie in seinem 13-minütigen Kurzeinsatz am Vortag weder getroffen noch war er positiv aufgefallen. Wolf war stinksauer.

„Wir haben junge deutsche Nationalspieler im Kader, nicht nur Fiete, die müssen sich halt jeden Tag strecken. Sie sind dabei, aber es passiert nicht so viel“, monierte der Coach. Und legte noch einen drauf: „Besser trainieren hilft auch meistens, um besser zu spielen.“

Bisher hatten die HSV-Verantwortlichen ihr Eigengewächs stets geschützt. Auch, als der Riesenhype um den damals 17-Jährigen nach ersten guten Spielen und zwei schönen Toren begann. In den deutschen U-Auswahlteams traf Arp nach Belieben. In der 1. Liga verschaffte er sich schnell Respekt. DFB-Ehrenspielführer und HSV-Ikone „Uns Uwe“ Seeler adelte Arp nach dessen Tor gegen Stuttgart: „Ich bin nicht böse, wenn er „Uns Fiete“ genannt wird.“

Doch dann folgten Abiturstress und der letztlich erfolglose Kampf gegen den Abstieg mit dem HSV. „Die vergangenen zwölf Monate waren intensiv wie 25 Jahre“, gab Arp im Sommer 2018 zu. Ihm seien Dinge widerfahren, „die andere Menschen in 35 Jahren nicht erleben“.

Monate später musste auch noch Arps Mentor Christian Titz als HSV-Trainer gehen. Seitdem steckt Arp tief im Tief. Mehr als die Backup-Rolle für Torjäger Pierre-Michel Lasogga (13 Treffer) ist für ihn beim HSV derzeit nicht drin.

Einzig sein baldiger Wechsel zu Bayern München schlug in letzter Zeit hohe Wellen. Im Sommer darf er selbst entscheiden, ob er schon in diesem oder erst im nächsten Jahr zum Rekordmeister wechseln will. Ein Aufstieg vom Zweitliga-Reservisten zum Champions-League-Kicker in München, wo schon gestandene Nationalspieler auf der Bank oder Tribüne versauert sind, erscheint derzeit illusorisch.

Auch wenn FCB-Coach Niko Kovac Arp kürzlich in einer Presserunde eine große Zukunft prophezeite: „Wenn wir uns in einigen Jahren wieder sprechen, gebe ich euch Brief und Siegel, dass er dann Nationalspieler ist.“ Aktuell ist Fiete Arp Junioren-Nationalspieler. Am Mittwoch spielt der HSV-Profi mit der deutschen U19 bei der EM-Ausscheidung in Kroatien gegen die Gastgeber.