Handball

Islands pochendes „Handballherz“ - Kritik von Gudmundsson

Freitag, 18. Januar 2019 - 12:35 Uhr

von Von Martin Moravec, dpa

Gudmundur Gudmundsson stört die Dauer-Belastung im Handball. Foto: Sven Hoppe

München (dpa) - Die Wikinger freuen sich auf das prickelnde WM-Kräftemessen mit Deutschland. Islands Handballer setzen gegen den Co-Gastgeber auf ihren Kampfgeist. Eines missfällt dem Coach aber.

In den Katakomben der Münchner Olympiahalle wurde Gudmundur Gudmundsson bei aller Höflichkeit doch ein klein wenig ungehalten. Die enge Taktung bei der Spielplangestaltung missfällt dem Nationaltrainer von Deutschlands erstem Hauptrundengegner Island bei der Handball-WM gründlich.

„Ich finde, das ist nicht in Ordnung. Ich finde, das muss man ändern“, echauffierte sich der 58-Jährige vor dem Duell mit dem Co-Gastgeber am Samstag (20.30 Uhr) in Köln.

Die Isländer um den früheren Coach von Bundesligist Rhein-Neckar Löwen kommen bis Sonntag auf vier Partien in den dann vergangenen fünf Tagen. „Man muss darüber reden und nicht nur in einem Zimmer meckern. Die Spieler brauchen eine Erholungsphase“, sagte Gudmundsson zum Dauerthema Belastung im Handball. Die Terminierung lässt kaum eine Atempause und sei „gefährlich für die Gesundheit der Spieler“, mahnte er.

Von Entkräftung war bei den Isländern um ihren Rückraumstar Aron Pálmarsson, der viele Jahre beim THW Kiel spielte, nach ihrem Last-Minute-Einzug in die Hauptrunde aber nicht wirklich etwas zu sehen. Mit einem 24:22 (11:13) gegen Mazedonien schafften sie als Dritter hinter Kroatien und Spanien noch das Weiterkommen.

„Das war ein guter Start“, resümierte Gudmundsson, der bei seiner Vorstellung als Nationalcoach der Isländer im Februar 2018 für seine verjüngte Mannschaft einen Dreijahresplan aufgestellt hatte. Olympia 2020 in Tokio ist das große Ziel.

Gudmundsson hat Island 2008 zu Olympia-Silber in Peking geführt, es war die erste Medaille der Wikinger bei einem großen Turnier überhaupt. Acht Jahre später schaffte der frühere Nationalspieler mit Dänemark in Rio de Janeiro sogar den Gold-Coup. Anschließend qualifizierte er sich mit Bahrain für die WM in Deutschland - und kehrte dann nach Island zurück. Nach Jahren als Trainer des TSV Bayer Dormagen und der Rhein-Neckar Löwen nun auf Deutschland zu treffen, ist für ihn etwas Spezielles. „Das ist etwas Besonderes. Wir freuen uns sehr auf die Aufgabe“, sagte Gudmundsson.

Für knapp die Hälfte seines Kaders sei die WM das erste große Turnier. „Das wird für meine junge Mannschaft sehr schwer.“ Seine Mannschaft zeichnet Gudmundsson zufolge aber eines ganz besonders aus: „Wir Isländer glauben immer an den Sieg. Wir haben ein Riesen-Handballherz.“

Zusammenhalt und Laufstärke gehören bei den Handball-Wikingern, die keinen Punkt in die Hauptrunde mitnahmen, außerdem dazu. „Wir werden alles geben. Mal sehen, was dann passiert“, kündigte Rechtsaußen Arnór Gunnarsson an, dessen Bruder Aron Kapitän von Islands Fußballern ist. Seit 2010 schon spielt Arnór in Deutschland, erst beim TV Bittenfeld, dann beim Bergischen HC. Seine Tochter Diana ist auch hier geboren. „Es ist geil, dass wir gegen Deutschland spielen“, sagte Gunnarsson. „Das ist schon ein bisschen was Besonderes.“