Koreas vereinte Handballer: Symbolik überstrahlt Können

Von Von Eric Dobias und Nils Bastek, dpa
Koreas vereinte Handballer: Symbolik überstrahlt Können

Der erste WM-Auftritt einer gesamtkoreanischen Handball-Auswahl. Foto: Michael Kappeler

Berlin (dpa) - Der erste WM-Auftritt einer gesamtkoreanischen Handball-Auswahl sendet das gewünschte Signal über den Sport hinaus. Fordern kann das Mix-Team die deutsche Mannschaft aber nicht.

Sportpolitisch top, sportlich ein Flop: IOC-Präsident Thomas Bach pries den historischen Auftritt des vereinten Koreas bei der Handball-WM als großen Erfolg, darüber hinaus gab es für das gemeinsame Team der getrennten Länder aber nichts zu feiern.

„Es war hart für uns“, bekannte Trainer Cho Young Shin nach der deutlichen 19:30-Niederlage im WM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Deutschland. „Im nächsten Spiel müssen wir organisierter auftreten.“ Zwölf Spieler aus Südkorea und vier Akteure aus dem Norden musste Cho innerhalb weniger Wochen zu einem Team formen. „Es war nicht leicht, sich auf das Spiel vorzubereiten“, räumte der Coach ein. „Ich bin aber zufrieden, dass sich die Mannschaft als Einheit präsentiert hat.“

Aus der zusammengewürfelten Truppe stach Torhüter Park Jaeyong heraus, der mit zahlreichen Glanzparaden eine noch höhere Niederlage verhinderte. „Wir hätten locker 40 Tore erzielen können. Aber der war stark“, lobte Deutschlands Kreisläufer Hendrik Pekeler. Am Gesamteindruck änderte dies jedoch nichts. „Bei allem Respekt für Korea, die das gut gemacht haben, sie waren nicht unsere Kragenweite“, befand Torwart Andreas Wolff.

Das war auch den Asiaten bewusst, die international höchstens zweitklassig sind. Deshalb wird der Teilnahme in der Außenwirkung eher politische Bedeutung beigemessen, auch wenn dies intern kaum eine Rolle spielt. „Die vereinte Mannschaft hat sich nur auf den Sport konzentriert. Es hat nichts mit Politik zu tun“, sagte Trainer Cho.

Thomas Bach sieht das natürlich etwas anders. „Der Sport kann nicht die Politik machen, aber er kann Brücken bauen und Türen öffnen“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Im Falle Koreas ist dies offenbar gelungen, denn nach dem gemeinsamen Einmarsch beider Teams bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang war es im Vorjahr erstmals zu einem Treffen zwischen Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gekommen.

Das IOC wird seine Anstrengungen in der Causa Korea daher fortsetzen. Man wolle den Annäherungsprozess symbolisch begleiten und Zeichen setzen. „Wir werden in dieser Angelegenheit auch weiter tätig sein“, bekräftigte Bach. „Der Sport kann zeigen, dass die Menschen oftmals schneller zusammenfinden als die Politik.“ Koreas Handballer sind dafür ein Paradebeispiel. „Ich habe alle angefeuert als Kapitän“, sagte Jung Suyoung, „egal ob sie aus Nord- oder Südkorea kommen.“