Weißrussland als Stimmungsdämpfer für deutsche Handballer?

Von Von Nils Bastek, dpa
Weißrussland als Stimmungsdämpfer für deutsche Handballer?

Weißrusslands Coach Trainer Juri Schewzow trifft mit seinem Team auf Deutschland. Foto: Miroslav Chaloupka/CTK via ZUMA Press/dpa

Wien (dpa) - Die deutschen Handballer stehen in der EM-Hauptrunde direkt unter Druck. Verlieren sie gegen Weißrussland, könnte es mit dem Traum vom Halbfinale vorbei sein. Die Weißrussen spielen bislang eine gute EM - und liegen in einer der wichtigsten Statistiken vor Deutschland.

Uwe Gensheimer weiß noch genau, wie es unter Trainer Juri Schewzow war. Der Kapitän der deutschen Handballer verliert vor dem direkten Duell in der EM-Hauptrunde am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) kein schlechtes Wort über den Coach Weißrusslands.

Aber Gensheimer er kann sich auch noch an Schewzows Lautstärke erinnern: „Er war einer meiner ersten Trainer in der Bundesliga, ein großer Förderer von mir - auch wenn ich oftmals angebrüllt wurde unter ihm.“

Als Coach der Rhein-Neckar Löwen hatte Schewzow von 2005 bis 2008 mit dem heute 33 Jahre alten Gensheimer zusammengearbeitet. Am Donnerstag treffen sie in der Wiener Stadthalle als Gegner aufeinander. Verliert die DHB-Auswahl diese richtungsweisende Partie, könnte der Traum vom Halbfinale schon früh zu Ende sein. Das Duell mit den Weißrussen sei ein „Endspiel“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Dass Weißrussland längst kein Leichtgewicht im internationalen Handball mehr ist, wurde bei dieser Europameisterschaft in der Vorrunde deutlich. Schewzows Mannschaft qualifizierte sich mit Siegen gegen Serbien (35:30) und Montenegro (36:27) für die nächste Turnierphase, Mitfavorit Kroatien (23:31) dagegen war eine Nummer zu groß. Deutlich besser in Form als die phasenweise stark verunsichert wirkende DHB-Auswahl scheinen die Weißrussen aber dennoch zu sein.

Unter Schewzow, der in Deutschland unter anderem auch den TBV Lemgo und Tusem Essen trainiert hatte, nimmt Weißrussland zum vierten Mal in Serie an einer EM teil. Schon 2014, 2016 und 2018 hatten sie die Hauptrunde erreicht - und außerdem verfügen sie über einen der derzeit besten Torschützen des aktuellen Turniers. Artsem Karalek hat bereits 19 Treffer erzielt, 76 Prozent seiner Würfe landeten im gegnerischen Tor. Zum Vergleich: Der normalerweise treffsichere Gensheimer hat bisher zehnmal getroffen mit einer Effektivität von 63 Prozent.

Die DHB-Auswahl und Bundestrainer Christian Prokop dürften also gewarnt sein. Finden die beiden Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter im Verbund mit der Abwehr nicht schnell zu ihrer Normalform, könnte es böse ausgehen. Mit 94 erzielten Toren lagen die Weißrussen vor den Abendspielen am Mittwoch auf Rang drei der torgefährlichsten Mannschaften des Turniers.