Achter-Steuermann: „Alle Planungen den Bach runtergegangen“

Achter-Steuermann: „Alle Planungen den Bach runtergegangen“

Der Deutschland-Achter in Aktion. Foto: Caroline Seidel/dpa

Dortmund (dpa) - Achter-Weltmeister Martin Sauer sieht den deutschen Leistungssport nach der Verlegung der Olympischen Spiele von Tokio vor einer schwierigen Phase.

„Zwischen 2020 und 2021 stehen so viele Hürden, das ist nicht einfach nur ein Jahr. Der deutsche Leistungssport ist eben kein Profisport, das darf man nicht vergessen. Für uns sind das immer auch existenzielle Fragen, die sich da stellen“, sagte der Steuermann des Deutschland-Achters den „Ruhr Nachrichten“. „Für uns gibt es jetzt mehr Fragen als Antworten, wir müssen uns komplett neu aufstellen.“

Der 37 Jahre alte Sauer will nicht ausschließen, dass viele ältere Athleten nun über ein Karriereende nachdenken: „Nicht nur ich muss mich langsam um meine berufliche Karriere kümmern, das betrifft sicher die Hälfte unserer Athleten. Alle Planungen, auch persönliche, sind damit den Bach runtergegangen. Uns läuft die Zeit davon.“

Er verwies zudem auf private Aspekte: „Ein Jahr Verschiebung, das heißt erneut, ein Jahr seine Familie nicht zu sehen, Frauen, Lebensgefährtinnen, Freunde, die müssen ja ebenfalls mitmachen, nachdem sie zuletzt schon so viel zurückgesteckt haben.“

Auch für jüngere Athleten erwartet Sauer gravierende Auswirkungen: „Die Verschiebung betrifft den Deutschen Ruderverband, die Nachwuchs-Athleten, die für Olympia in Paris 2024 planen. Denn da wird es in der Vorbereitung dann an Zeit, an Mitteln, an Plätzen fehlen.“

Sauer bedauerte, die neue Situation nicht persönlich mit seinen Mitstreitern aus dem Großboot besprechen zu können: „Es tut mir weh, dass wir uns jetzt als Mannschaft unter den aktuellen Corona-Bestimmungen nicht treffen können. Wichtig wäre es, den anderen direkt in die Augen zu sehen, um auch zu spüren, was sie denken, was sie bewegt. Das ist digital leider nicht möglich.“