Im Penaltyschießen: Hockey-Männer gewinnen dritten WM-Titel

Im Penaltyschießen: Hockey-Männer gewinnen dritten WM-Titel

Deutschlands Hockey-Männer feiern den ersten WM-Titel seit 17 Jahren. Foto: Frank Uijlenbroek/WorldSportPics/dpa

Bhubaneswar (dpa) - Der Jubel bei Deutschlands Hockey-Männern über den WM-Triumph im Penalty-Krimi wollte gar nicht enden. Die Spieler warfen ihre Schläger weg, stürmten auf Ersatztorwart Jean-Paul Danneberg zu und feierten ihren Gold-Coup.

Der Kölner Keeper hielt den siebten und entscheidenden Penalty von Titelverteidiger Belgien in einem dramatischen Finale der Weltmeisterschaft und sicherte Deutschland den ersten Titel seit 17 Jahren.

Torjäger Niklas Wellen, der während des Turniers Vater geworden war, zeigte sich völlig überwältigt. „Die letzten drei Wochen waren die großartigsten meines Lebens. Dass wir heute gewinnen, ist Wahnsinn, ich bin sprachlos“, sagte der 28-Jährige. Wellen schoss Deutschland mit sieben Turniertreffern und zwei verwandelten Versuchen beim 5:4 (3:3, 1:2) im Penalty-Shootout zum Titel und darf seinem Sohn nun wie angekündigt die Goldmedaille um den Hals hängen.

Um 21.39 Uhr Ortszeit präsentierte Kapitän Mats Grambusch die lang ersehnte Trophäe, zu „We are the Champions“ hüpften die Mitspieler auf dem Siegerpodest herum. Mit dem ersten großen Titel seit zehn Jahren sicherte sich die DHB-Auswahl bereits den dritten WM-Titel und liegt nun gemeinsam mit Australien und den Niederlanden knapp hinter Rekord-Weltmeister Pakistan (4). „Ich bin so unglaublich glücklich für diese wahnsinnige Mannschaft. Einige haben so lange darauf gewartet und sind so oft gestürzt“, sagte Bundestrainer André Henning.

Der Weg ins Endspiel war nichts für schwache Nerven. „Das war eine Teamleistung von uns. Dass wir dreimal in K.o.-Spielen zurückgekommen sind, ist kein Glück, sondern zeigt die Qualität, die Mentalität und Charakter dieses Teams“, befand Wellen nach den zuvor ebenfalls äußerst spannenden Spielen gegen England im Viertelfinale und Australien im Halbfinale. Das Selbstbewusstsein des Teams ist enorm. „Wir holen den Pott“, hatte Grambusch noch vor dem Finale versprochen, obwohl die Belgier seit Jahren eine sehr gute und erfahrene Mannschaft sind.

„Sie sind ein Weltklasseteam, sie haben so viel Qualität. Wir wussten, dass es ein großes Spiel werden würde. Dass wir es im Penaltyschießen gewinnen, ist verrückt“, sagte der Krefelder Wellen, dessen Vater Dirk kurzfristig nach Indien geflogen war, um seinen Sohn und die Mannschaft zu unterstützen. „Sie waren die letzten Jahre so dominant, das schließt unsere Geschichte toll ab, dass wir sie im Finale schlagen konnten“, sagte Wellen, der auch zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde. „Der Junge ist ein absolutes Phänomen. Er ist für mich derzeit der beste Hockeyspieler der Welt. Er hat uns durch das Turnier getragen“, sagte Mitspieler Moritz Trompertz.

Glückwünsche gab es unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz: „Das war eine beeindruckende Leistung! Gratulation an die Herren-Hockeynationalmannschaft zum Gewinn der Weltmeisterschaft“, schrieb der Politiker auf Twitter.

Auch DHB-Präsident Henning Fastrich war begeistert. „Ganz Hockey-Deutschland ist stolz auf dieses Team. Das ist die Comeback-Mannschaft aller Zeiten“, befand Fastrich. Mit dem Titelgewinn und der Aussicht auf ein weiteres erfolgreiches Turnier bei der EM im August in Mönchengladbach kann sich auch die wirtschaftliche Situation des Verbandes verbessern. „Wir arbeiten alle sehr intensiv daran, dass der nächste Zeitraum bis zu einem Finale nicht wieder so lang wird, sondern dass die Entwicklung kontinuierlich weitergeht“, hatte Sportdirektor Martin Schultze bereits vor dem Endspiel gesagt.

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