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WM-Freiwasser: Tränen bei Wunram und Beck, Frust bei Lurz

Schwimmen

Mittwoch, 19. Juli 2017 - 16:14 Uhr

von Von Holger Schmidt und Thomas Eßer, dpa

Leonie Beck (r) kämpft im Hauptfeld, wird am Ende aber nur Vierundzwanzigste. Foto: Axel Heimken

Nachdem er seine beiden in Tränen aufgelösten Schützlinge getröstet hatte, holte Stefan Lurz tief Luft und ließ seinem Unmut freien Lauf.

„Auch persönlich geknickt“ zeigte sich der Bundestrainer, nachdem sein Team im vierten WM-Rennen der Freiwasserschwimmer am Plattensee wieder ohne Medaille geblieben war. Und während er mit Finnia Wunram aus Magdeburg nach Rang elf noch halbwegs gnädig war, stellte er bei seinem Würzburger Schützling Leonie Beck angesichts von Platz 24 sogar die Zukunft als Freiwasserschwimmerin in Frage.

„Wenn jede kleine Entscheidung, die man treffen muss, gegen einen läuft, muss man sich am Ende des Jahres überlegen, ob Freiwasserschwimmen das Richtige ist“, sagte Lurz über die etatmäßige Beckenschwimmerin, die bei den Olympischen Spielen 2016 über 800 Meter startete und unter Lurz in Würzburg trainiert: „Wenn man immer die ähnlichen Bilder sieht, muss man sich vielleicht ehrlich eingestehen: Ich kann es im Becken, aber ich komme mit der Situation im Freiwasser einfach nicht klar.“

Das 5-Kilometer-Rennen war erst Becks drittes außerhalb des Beckens. Nach einem starken Start büßte die 20-Jährige durch einen taktischen Anfängerfehler früh alle Chancen ein. „Bei der ersten Boje - ich weiß gar nicht, was sie da gemacht hat“, sagte Lurz: „Sie hat zu früh innen aufgemacht, kam dann ins Gedränge. Da fehlen Rennen und Härte, da fehlt die Intuition.“ Die Konsequenz müsse sein: „Wenn man Freiwasser schwimmen will, braucht man Rennen. Dann muss man auch die Europacups und die Weltcups schwimmen. Da muss man dann durch. Ein bisschen durchs Becken tingeln, dann hier tingeln und dann mal eben eine Medaille holen, das funktioniert einfach nicht.“

Beck selbst war zunächst zu frustriert, um etwas zu sagen. Sie rauschte an den Journalisten vorbei, kam dann aber zurück und analysierte mit leiser Stimme. „Ich habe mir nicht vorgestellt, dass es so schnell vorbei sein kann“, sagte sie: „Ich habe mich ungeschickt angestellt. An einer Boje habe ich gefühlt Tausend Plätze verloren. Und dann hinten im Gedränge, das ist einfach nix.“ Der Titel ging an die WM-Dritte von 2011, Ashley Twichell aus den USA.

Auch Wunram ging mit ihrem Abschneiden selbstkritisch um. „Sie ist in Tränen aufgelöst“, berichtete Lurz. Kurz zuvor, bei ihrer offiziellen Analyse hatte die 21-Jährige mit einem Kloß im Hals noch so die Fassung gewahrt. „Frustriert bin ich nicht, enttäuscht schon. Ich habe mir mehr erhofft. Top 10 wäre schön gewesen.“ Vor zwei Jahren in Kasan hatte die deutsche Freiwasser-Hoffnung noch Bronze in der nicht-olympischen Disziplin gewonnen. Über zehn Kilometer in Ungarn hatte sie zumindest einen ordentlich siebten Platz belegt.